Stadt kürzt Klimaschutzförderung

Gegen die Änderung der Förderrichtline zum Klimaschutzfonds sprachen sich in der Ratssitzung am Donnerstag, den 4. April, die Ratsfraktionen von Bündnis '90/Die Grünen und  Die Linke/BSG aus. Die Mehrheit des Rates folgte dem Beschlussvorschlag der Verwaltung, wonach künftig die Stelle des/der Mitarbeiter*in , der/die den Fonds betreut, nicht mehr aus dem Haushalt der Stadt , sondern aus dem Topf des Kilmaschutzfonds bezahlt wird. Dieser besteht im Kern aus 420.000 EUR jährlich, die von dem Energieversorger SVO kommen. Für die Fraktion Die Linke/BSG kritisierte Oliver Müller dies in seiner Rede so:

"Es ist einfach unglaublich. Da kommt die Diskussion über Klimaschutz mit „Fridays for Future“ endlich in Gang und was passiert? Die Stadt Celle hat nichts besseres zu tun als sich zur Verbesserung ihrer Haushaltssituation aus dem Klimaschutzfond zu bedienen. Künftig stehen für die Förderung von Klimaschutzmaßnahmen also jährlich gut 50.000 Euro weniger zur Verfügung – das ist eine Kürzung um rund 13 Prozent.

Ich erinnere in diesem Zusammenhang mal daran, dass eine Mehrheit im Rat – gegen unsere Stimmen – vor fünf Jahren den sowieso schon kleinen Anteil der Stadt an diesem Fonds von 35.000 auf 20.000 Euro gekürzt hatte.

Außenstehende können daraus nur den Schluss ziehen, dass die Chefetage im Rathaus mit Klimaschutz nichts am Hut hat. Wer genau hinschaut, weiß zwar, dass es auf Initiative einiger Fachdienste durchaus sinnvolle Anstrengungen gibt. Aber: Ganz oben scheint das Interesse dann doch eher begrenzt.

Um gleich mal auf das beliebte Gegenargument einzugehen: Ja – die Stadt Celle wird die Welt nicht retten. Aber: Die Kanzlerin hat im Zusammenhang mit „Fridays for Future“ einen schlauen Gedanken geäußert: Die Klimaschutzziele sind nur erreichbar, wenn es Rückhalt in der Gesellschaft gibt. - Genau. Doch wie stellt sich dieser Rückhalt ein?

Bestimmt nicht dadurch, dass beim Klimaschutz gespart wird. Sondern im Gegenteil: Wir müssen dieses Thema endlich als Querschnittthema begreifen und bei jeder Maßnahme fragen: Welche Bedeutung hat das hinsichtlich der Klimakatastrophe?

Diese Frage müsste – nimmt man sie ernst – auf die Neubaugebiete genauso angewendet werden wie auf den Straßenbau. Bei den Neubaugebieten verzichtet die Stadt wieder einmal auf die Durchsetzung weitergehender energetischer Standards – ja, jede Diskussion darüber wird formal abgeblockt.

Thema Straßenbau: Wenn die Verkehrswende so kommt, wie sie kommen muss, stehen wir in 10, 20 Jahren vor einer völlig veränderten Situation. Aber wir bauen und planen Straßen nach den Vorstellungen des vergangenen Jahrhunderts. Das betrifft sowohl die überflüssige Gegenläufigkeit des Nordwalls wie auch den Mittelteil der Ostumgehung. Schon in 20 Jahren werden die Leute darüber nur noch verständnislos den Kopf schütteln können.

Ich komme zum Ende: Wir müssen nicht weniger, sondern mehr in den Klimaschutz investieren. Wenn die Stadt Celle sich jetzt der Personalkosten entledigt, ist das ein völlig falsches Zeichen. Wir bräuchten tatsächlich ja sogar mehr und nicht weniger Personal, das sich um diese wichtigste Frage unserer Zukunft kümmert.

Aber wen kümmert's nicht? Eine Mehrheit im Rat der Stadt Celle."