Es gibt keinen nachhaltigen Tourismus

In der Ratssitzung am 11. November 2015 wurde beschlossen, dass die Stadt sich der „2030-Agenda – Nachhaltigkeit auf kommunaler Ebene gestalten“ anschließt. Dabei geht es darum, dass die Städte sich weltwelt der Armutsbekämpfung und dem Ziel nachhaltiger Entwicklung stellen. Es geht also darum, für gemeinsame Anliegen und öffentliche Güter auch gemeinsame Sorge zu übernehmen – wie etwa für das Klima, die biologische Vielfalt, das Wasser und für den Boden. In Punkt 2 sah der Beschlussvorschlag der Verwaltung vor: "In diesem Rahmen wird die Stadt Celle geeignete Schritte in Angriff nehmen (Beispiele für Maßnahmen siehe Anlage). Insbesondere das im Jahr 2015 von der Celle Tourismus und Marketing GmbH (CTM) initiierte Projekt „Celle wird nachhaltig – Touristisches Leitbild für die Zukunft“ soll weiter fortgeführt werden."

Den konkreten und in den Vordergrund gerückten Vorschlag fanden wir wenig überzeugend. Oliver Müller, Vorsitzender der Fraktion Die Linke/BSG, begründete dies in seiner Rede. Leider konnte er mit seinen Argumenten keines der Ratsmitglieder anderer Fraktionen überzeugen; hier seine Rede:

"Wir finden es gut, wenn sich die Stadt der Agenda 2030 anschließt. Es ist doch klar: Wir müssen nachhaltig leben, wenn künftige Generationen noch die gleichen Chancen haben sollen wie wir.

Leider wissen wir noch von der „Agenda 21“, die nach der Umweltkonferenz von Rio ausgerufen wurde – es wird viel Papier produziert, aber von den dort aufgeschriebenen Ideen und Leitbildern wird in der Regeln nur wenig umgesetzt.

Trotzdem – die Agenda 2030 bietet wieder Chancen, über Zukunft zu diskutieren und Prozesse einzuleiten, die über das 21. Jahrhundert hinaus noch Zukunft für die Menschheit zulassen. Das Blöde an der Situation, in der wir uns befinden, ist ja – es ist wahrscheinlich alles viel schlimmer, als wir uns im Alltag eingestehen.

Vor diesem Hintergrund finden wir es in gewisser Weise albern, jetzt – wie in der Beschlussempfehlung unter Punkt 2 – die Nachhaltigkeit des Tourismus ins Zentrum unserer Aufmerksamkeit zu stellen.

Genausowenig wie es ein nachhaltiges Auto gibt, gibt es nachhaltigen Tourismus.

Wer heute auf nachhaltigen Tourismus setzt, ...

der will mit einem Öko-Label mehr Leute in die eigene Destination locken. Mehr Leute heißt mehr Anreisekilometer und heißt auch mehr Ressourcenverbrauch. Das kann man trotzdem wollen und richtig finden, aber man sollte es nicht ernsthaft bei einer Rangliste von nachhaltigen Projekten auf Platz 1 setzen

Wir haben im Klimaaktionsplan noch eine lange Liste abzuarbeiten. Darauf sollten wir uns konzentrieren.

Wir beantragen deshalb den zweiten Satz unter Punkt 2 der Beschlussempfehlung zu streichen. Und wenn dieser Antrag keine Mehrheit findet, hätten wir gern über  Punkt 1 und 2 getrennt abgestimmt."