Behiye Uca (Die Linke):

"Eine Kulturloge, die es nicht gibt, ist gar nichts"

Etwas irritieren können aus Sicht der Ratsfraktion Die Linke/BSG die Reaktionen auf ihren Vorschlag zur Ausweitung des "Last-Minute-Ticket"-Modells des Schlosstheaters auf andere Veranstalter. (Siehe: "Streit um Ticket-Rabatte für Arme", CZ vom 19.07.2013; und "Last-Minute-Karten und Kulturloge", CH vom 19.07.2013) Hierzu stellt Behiye Uca (Die Linke) fest:

1.) Wir sind nicht gegen eine Kulturloge. Nur: Es sieht gerade nicht so aus, als ob dieses Modell in Celle genügend ehrenamtliche Unterstützer*innen findet, um umgesetzt zu werden. Über ein Jahr lang ist doch anscheinend nichts mehr passiert.

2.) Selbstverständlich erfüllt das beim Schlosstheater erprobte Modell des "Last-Minute-Ticket für Ermäßigungsberechtigte" genau den Zweck, Ermäßigungsberechtigten kulturelle Teilhabe zu ermöglichen. Insoweit geht es nicht um "Schnäppchen", sondern um einen in vielen gesellschaftlichen Bereichen völlig normalen Vorgang, der durch diese Normalität eben nicht diskriminierend wirkt, also gerade nicht den Charakter von "Almosen" hat.

3.) Ein Vorteil des Last-Minute-Tickets kann auch darin gesehen werden, dass es keinen zusätzlichen Verwaltungsaufwand braucht. Bei der Kulturloge muss nun einmal kommuniziert werden, was Ehrenamtliche einiges an Zeit kosten wird.

4.) Zweifel an der Umsetzbarkeit sind einigermaßen merkwürdig: Es gibt das Angebot beim Schlosstheater. Und genauso, wie die Kulturloge auf Basis von Bewilligungsbescheiden arbeiten müsste, ...

wird an der Kasse eben die erste Seite des Bewilligungsbescheids gezeigt. Auch dies ist ein sehr normaler Vorgang, der einzig dadurch auffällig ist, dass es sich um einer Din A4-Seite handelt. Leider hat es die Bundesagentur für Arbeit in fast zehn Jahren Hartz IV nicht geschafft, eine andere Form zu finden, die es ermöglicht, mit einer Art "Ausweis" Ermäßigungen in Anspruch zu nehmen.

5.) Ein pauschal ermäßigter Preis ist in der Tat was anderes als die kostenlose Abgabe von Karten. Aber: SGB II und SGB XII-Empfänger*innen bekommen ja auch nicht nichts, sondern in der Regelleistung ist ein - eben unzureichender Betrag - für Kultur enthalten. Im übrigen: Wenn der Bundestag die von der Fraktion Die Linke angestrebte Erhöhung der Regelleistung auf 500 Euro beschließen würde, könnten wir uns die Diskussion um kulturelle Teilhabe sparen - zumindest von der finanziellen Seite her.

6.) Abgesehen davon, dass sich „Kulturloge“ und „Last-Minute-Ticket“ durchaus vergleichen lassen, ist der SPD-Fraktionsgeschäftsführerin Katja Hufschmidt-Bergmann zuzustimmen, wenn sie meint "Das Gegenteil von gut ist gut-gemeint." Ja, eine Kulturloge, die es nicht gibt, ist eben tatsächlich nur "gut-gemeint".