Gräberfeld Waldfriedhof:

Kulturausschuss will Infotafel zum 70. Jahrestag

Im April hatte die Fraktion Die Linke/BSG beantragt, auf dem Gräberfeld für Opfer des Nationalsozialismus auf dem Wald eine Informationstafel anzubringen (siehe Infotafel Mahnmal). Dieser Initiative stimmte jetzt der Kulturausschuss bei einer Enthaltung zu. Zudem drang der Ausschuss darauf, die Informationstafel schon im nächsten Jahr, also zum 70. Jahrestag des Massakers vom 8. April 1945, aufzustellen. Die Verwaltung hatte vorgeschlagen, die Umsetzung zu einem späteren Zeitpunkt anzugehen.

Oliver Müller, Vorsitzender der Fraktion Die Linke/BSG, äußerte sich erfreut über die breite Zustimmung und lobt auch die Verwaltung: "Die Verwaltung hat einen sehr informativen Text vorlegt und auch eine Kostenübersicht. Das hat es den Ausschussmitgliedern leicht gemacht, hier zuzustimmen. Und es zeugt vom erinnerungskulturellen Bewusstsein des Ausschusses, dass er gegen die Intention der Verwaltung eine schnelle Umsetzung zum 70. Jahrestag will." Spannend findet Müller die Idee,

auf der Tafel zusätzliche Informationen über eine QR-Code anzubieten: "So wecken wir Interesse für historische Details und bieten so z.B. für stadtgeschichtlich orientierten Geschichtsunterricht eine Möglichkeit zur Vertiefung."

 

Hier noch ein Link zur Vorlage der Verwaltung. Der Text für die Infotafel lautet so:

Am 8. April 1945 bombardierte die US Air Force zur Unterstützung des Vormarsches der Britischen Armee den Güterbahnhof in Celle. Die Bomben trafen einen Zug, der auf dem Weg vom KZ Drütte nach Bergen-Belsen war. Viele Häftlinge kamen dabei ums Leben. Die Überlebenden flüchteten überwiegend in Richtung Neustädter Holz. Die SS-Wachmannschaften schossen auf die Fliehenden, dennoch gelang vielen die Flucht in den Wald.

Am Morgen des 9. April kam es während der Durchkämmaktionen zu mehreren Massakern an geflohenen Häftlingen durch die SS, Soldaten, Celler Polizei und Zivilisten. Mindestens 170 Gefangene wurden dabei ermordet, ihre Leichen an Ort und Stelle verscharrt. Über 2000 Überlebende wurden unter Bewachung auf einem Fußmarsch zum KZ Bergen-Belsen getrieben; auf dem Weg fanden weitere Erschießungen statt. Etwa 120 marschunfähige Häftlinge ließ die SS in einem Pferdestall der Heidekaserne unversorgt zurück. Dort wurden sie am 12. April 1945 von britischen Soldaten befreit.

Auf diesem Gräberfeld wurden 320 Tote beigesetzt. Das Schicksal der durch die Bomben Getöteten ist bislang nicht geklärt. Bis zum August 1946 wurden hier 190 KZ-Häftlinge, sämtlich Opfer der Massaker, bestattet. Ende August 1946 erfolgte auf britisches Betreiben ein öffentlicher Suchaufruf, in dessen Folge 64 Leichen aus dem Landkreis Celle exhumiert und auf den Waldfriedhof überführt wurden. Nur 31 Opfer der Massaker sind namentlich bekannt. Außerdem wurden Verstorbene vom Zuchthausfriedhof hierher umgebettet sowie Opfer, die nach ihrer Befreiung in Bergen-Belsen in Celler Hilfskrankenhäusern gestorben waren.

Anfangs bestand dieses Gräberfeld aus Einzelgräbern. Die bei der Umgestaltung 1951 angelegten Grabbeete wurden mit 307 liegenden Grabsteinen eingerahmt und im Zentrum der Anlage drei Hochkreuze errichtet. Die Inschrift des davorliegenden Kissensteins wurde 1985 von „Ruhestätte für Opfer des Zweiten Weltkriegs“ in „Ruhestätte für Opfer der NS-Gewaltherrschaft“ geändert.